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4 DIETZ und LANG: Æffektive Agenten

 

Der in diesem Experiment (Dietz & Lang, 1999) genutzte Agent b'Nex gehört zum Polara Projekt. ,,The Polara Project is an effort to create an interactive multimedia story-world that takes the user on an interactive journey to the stars.`` (Dietz & Lang, 1999) b'Nex ist eine Comic-Figur und führt den Benutzer durch die Polara-Welt. Die Autoren beschloßen, den Agenten mit ,,selbst``-generierten Emotionen auszustatten. Mit dem Experiment versuchten die sie herauszufinden, welchen Einfluß dies auf die Benutzer hat.

DIETZ und LANG orientierten sich beim Begriff Emotion an den dimensionalen Theorien. Nach diesen gibt es drei Dimensionen, mit denen sich die jede Emotion beschreiben läßt: Valenz (traurig - glücklich), Erregung (ruhig - aufgeregt) und Dominanz (kontrolliert - unkontrolliert).

Für ihren Agenten entwarfen die Autoren nun das sogenannte AVC Modell, welches drei Komponenten beinhaltet: Temperament, Stimmung und Emotion. Diese drei Komponenten haben Parameter in den genannten drei Dimensionen. Das Temperament ist statisch, Stimmung und Emotionen des Agenten können sich nach einem bestimmten Modell ändern.

Der Körperausdruck des Agenten soll dem emotionalen Zustand des Agenten entsprechen. Dazu wird jedes ,,Körperteil`` einer oder zwei emotionalen Dimensionen zugeordnet, z.B. die Form der Augenbraue der Valenz.

4.1 Untersuchte Fragen

DIETZ und LANG stellten drei Hypothesen auf:

  1. Die Probanden werden berichten, mehr Emotionen gehabt zu haben, wenn sie mit dem emotionalen Agent interagieren, als wenn sie mit dem Agenten ohne Emotionen interagieren.
  2. Die Probanden werden den emotionalen Agenten als menschlicher, freundlicher und ,,better to work with`` (Dietz & Lang, 1999) bewerten, als den nicht-emotionalen Agenten.
  3. Die Probanden werden bei einer Gedächtnis-Aufgabe besser abschneiden, wenn sie mit dem emotionalen Agenten arbeiten, als wenn sie mit dem nicht-emotionalen Agenten arbeiten würden.

4.2 Das Experiment

Abhängig von den Aktionen des Benutzers und dem momentanen Zustand ändert der emotionale Agent seinen Körperausdruck und sein Aktivitätsniveau. Das Experiment besaß zwei unabhängige Variablen:

Zunächst wurden die Probanden vom Agenten interviewt. In der Bedingung mit Emotion, näherte der Agent seine Stimmung der an, die er vom Probanden mitgeteilt bekam. In der nicht-emotionalen Bedingung ändert der Agent seinen emotionalen Zustand nicht. Danach bewerteten die Probanden die Persönlichkeit, Freundlichkeit und Funktionalität des Agenten.

Im zweiten Teil des Experiments führten die Probanden eine Gedächtnisaufgabe mit Hilfe des Agenten durch. Der Agent lehrte ihnen eine Liste von Fakten und fragte diese später ab. Der emotionale Agent erzeugte eine emotionale Rückmeldung zusätzlich zur Information, ob das Item korrekt war. Danach bewerteten die Probanden wieder Funktionalität und Persönlichkeit des Agenten.

Über den Umfang Stichprobe sagen die Autoren nichts. Aus den Daten entnehme ich, daß es vermutlich 80 Probanden waren.

4.3 Ergebnisse

Nach der erste Hypothese müßten die Probanden von mehr Gefühlen in der emotionalen Bedingung berichten. Dies wurde durch die eigenen Bewertung der Probanden nach einer Phase des Experimentes gemessen. Die Daten bestätigen diese Hypothese für beide Aufgabenbedingungen.

Nach der zweiten Hypothese müßten die Probanden den emotionalen Agenten günstiger bewerten. Dies geschah in keiner der beiden Aufgabenbedingungen statistisch signifikant. Nach der Lernaufgabe bewerteten die Probanden den emotionalen Agenten in allen untersuchten Dimensionen günstiger als den nicht-emotionalen Agenten, bei der Interview-Aufgabe jedoch bewerteten sie den nicht-emotionalen Agenten in der Mehrzahl der Dimension günstiger. Die Hypothese wurde nicht bestätigt.

Nach der dritten Hypothese müßten die Probanden bei der Lernaufgabe mit dem emotionalen Agenten besser abschneiden als mit dem nicht-emotionalen Agenten. Die absoluten Werte der Resultate zeigen in diese Richtung, jedoch ist der Effekt nicht statistisch signifikant.

DIETZ und LANG finden die Resultate vorsichtig ermutigend. Obwohl sie in der Mehrzahl nicht statistisch signifikant waren, zeigten sie im wesentlich in die erwartete Richtung. Aufgrund der Beschränkungen solle man aus ihnen nicht schließen, daß Emotionen bei Agenten kaum Effekte auf den Nutzer haben.


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Erik Pischel
Mit Jan 3 18:11:33 CET 2001