Auf „becoming mininalist“ schreibt Eric Ungs in einem Gastbeitrag über einen Weg, ein Leben „in Hülle und Fülle“ zu führen durch ein „einfaches Ich“: Umarme den Alltag

[…] ich entdeckte, wo das Leben wirklich gelebt wird – im Alltäglichen. Das Leben wird gelebt in dieses Dazwischen-Momenten, an denen wir oft vorbei eilen. In den Autofahrten zum Kindergarten, in den Kassenschlangen im Supermarkt, beim Vorlesen der Gute-Nacht-Geschichte oder beim gemeinschaftlichen Abräumen des Abendbrottisches.
Es sind alle die Dinge, die Teil unserer Tage sind, über die wir meist hinwegsehen. Aber das sind die einfachen Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben. Das sind die Erfahrungen, die unsere Geschichte schreiben und unserem Leben eine Form geben. Es sind diese einfachen Dinge, die wichtig sind und zu den Dingen werden, die wir am meisten schätzen.

Und auf diese Dinge im Alltag zu achten, sie schätzen zu lernen, macht unser Leben reicher. Wenn wir die alltäglichen Dinge ausblenden, blenden wir auch einen großen Teil von uns aus.

Dies bringt mich zu David Foster Wallace Rede vor Uni-Absolventen, unter dem Titel „Das hier ist Wasser“ veröffentlicht, in der es ihm um den Umgang mit diesem „banalen […] Kleinkram“ geht. Wir können uns entscheiden, wie wir damit umgehen. Autopilot oder Gehirn einschalten?

[…] es [ist] Ihr Entscheidung, wie Sie die Dinge sehen wollen. […] Es wird Ihre bewusste Entscheidung, was Sinn hat und was nicht.

Wir können über den Alltag hinweg gehen oder ihn wahrnehmen und ihn „umarmen“.

Im New Yorker berichtet Maria Konnikova darüber, dass Übung nicht den Meister macht.

Anders Ericsson und Neil Charness hatten Anfang der 90er ein Forschungsbericht veröffentlicht, in dem sie argumentierten, dass Training und sog. „deliberate practice“ den Leistungsunterschied von Athleten erklären können. Dies wird heute oft so zusammengefasst: es braucht ca. 10.000 Stunden zielgerichtetes Training, um auf einem bestimmten Gebiet Experte zu werden.

Verschiedene Studien und Meta-Analysen ergeben, dass Training maximal zu einem Viertel zum Erfolg beiträgt. Wieviel genau, hängt auch vom Gebiet ab. Viel wichtiger sind Talent (also ererbte Fähigkeiten) und die stimulierende Umgebung.

Nein, Geld macht nicht glücklich.

Weil wir uns immer mit anderen vergleichen. Wenn wir mehr „verdienen“, vergleichen wir uns auch mit Menschen der neuen Einkommensstufe. Dabei schwindet der Glückszuwachs schwindet. Das ist wie mit Drogen – die Dosis muss der Konsument mit der Zeit erhöhen.

Zwei Dinge zählt Mark Benecke im Radio-Eins-Podcast auf, die angeblich glücklich machen

  • „rumhängen“ (Muße tun)
  • soziale Kontakte.

Wobei – eine Tätigkeit, die mir Spaß macht, trägt auch zu meinem Glück bei.

Ich bin an unerwarteter Stelle auf einen Achtsamkeitsgedanken: in einem kleinen Büchlein namens „Ihr persönlicher Elchtest – Damit Sie im Alltag nichts aus der Kurve wirft“ von Martin Bensdorf. Die Anweisung zu Test Nr. 7 besagt:

Versuchen Sie einmal in diesem Moment, gestern zu lachen und morgen zu weinen.

Das geht natürlich nicht. Wir können uns an unser Gefühl von gestern erinnern und uns das von morgen vorstellen. Aber das ist nicht das selbe wie das eigentliche Gefühl. Wie der Autor richtig bemerkt, schwirren unsere Gedanken umher zwischen Gestern und Morgen, Vergangenheit und Zukunft, während die Gefühle immer nur im Augenblick real sind. Und so erreichen uns unsere Gefühle oft nicht, weil wir gerade „in Gedanken“ sind. Durch Achtsamkeit – das „Konzentrieren“ auf das Hier und Jetzt – können wir unsere Gefühle leichter erkennen.

Achtsamkeit, also die Zen-buddhistische Praxis, den Augenblick / das Jetzt im Bewußtsein zu fokussieren, ist momentan ein Thema im Netz (Wikipedia über Achtsamkeit).

Ob Zufall oder nicht, das Thema greifen gleichzeitig die deutschprachige Site zeitzuleben.de und die amerikanische GTD-Site 43folders.com auf – sich voll auf die momentane Tätigkeit zu konzentrieren, statt gedanklich abzuschweifen:

Wenn ich abwasche, soll ich mich völlig auf das Abwaschen konzentrieren, und nicht in Gedanken schon beim Tee danach sein. Anders ausgedrückt habe ich es auch schon gehört: Auf der Arbeit denken wir an den Feierabend, am Feierabend an das Wochenende und nachts an die Arbeit – kein Wunder, wenn es zu Schlafstörungen kommt.

Sehr interessante Ausführungen, auch in den Kommentaren. Auf der amerikanischen Seite finden sich auch viele Buchtipps. Mal sehen, ob es für einige davon auch deutsche Übersetzungen gibt.

Ich lese gerade „Achtung – fertig – 30“. Dort gibt es eine Liste von 20 Eigenschaften erfolgreicher Menschen („erfolgsintelligente“ Menschen). Diese Menschen können (Zitat):

  • sich selbst motivieren
  • ihre Impulse kontrollieren
  • durchhalten
  • das Beste aus ihren Fähigkeiten machen
  • Gedanken in die Tat umsetzen
  • auf Ergebnisse hinarbeiten
  • ihre Aufgabe zu Ende bringen
  • Initiative ergreifen
  • Niederlagen einstecken
  • ihre Projekte auch umsetzen, anstatt sie aufzuschieben
  • Kritik annehmen
  • unabhängig (von anderen) sein
  • persönliche Schwierigkeiten überwinden (z.B. Schüchternheit)
  • sich auf ihre Ziele konzentrieren
  • das richtige Maß an Belastung zwischen Unterforderung und Überforderung herausfinden
  • auf Belohnung warten
  • sich auf das Gesamtziel ihres Schaffens konzentrieren, ohne sich dabei zu verzetteln
  • an ihre Fähigkeit, Ziele zu erreichen, glauben
  • analytisch, kreativ und praktisch denken

Und? Welche dieser Eigenschaften ist bei Ihnen gut ausgeprägt? An welchen könnten Sie arbeiten?

If you already use (10+2)*5 , the Task Destruct-o-matic offers an easy way to visualize your productive working time. If you do not use it, you might want to give it a try.

Dave Seah published a form called The Task Destruct-o-matic that visualizes the time you spent on an certain task – not as a low-level time tracking form but to visually give you feedback: you are productive, you actually did something – even if you haven’t finished the task yet.

For each task there is a sequence of bubbles, each representing an arbitrary time unit. You basically fill in a bubble whenever you make significant progress during that arbitrary time unit.

This is where the (10+2)*5 system comes into play. (10+2)*5 is the idea that in order to avoid too much procrastination you force yourself to work on a task for 10 minutes and are allowed to procrastinate for 2 minutes. When you did this 5 times in a row, an hour of productive work has passed. There is a Konfabulator widget that countdowns 10 minutes and then 2 minutes – it’s easy to implement that system. (Update: Konfabulator / Yahoo widgets was terminated on April 2012.)

Now if you use 10 minutes as the “arbitrary time unit” in Task Destruct-o-matic, then you can work with the (10+2)*5 system and easily visualize your productive working time.

Steve Pavlina hat eine Artikelserie über Selbstdisziplin geschrieben. Für ihn ist Selbstdisziplin die Fähigkeit, etwas zu tun (das man sich vorgenommen hat), unabhängig davon, wie man sich fühlt. Dies stimmt auch in etwa mit dem überein, was die deutsche Wikipedia dazu sagt.
In diesem Post gebe ich Pavlinas Grundgedanken wider und vergleiche mit dem, was ich im deutschsprachigen Web zum Thema Selbstdisziplin finde.

Selbstdisziplin ermöglicht also das Erreichen eines Ziels unabhängig von der momentanen emotionalen Verfassung und ich betrachte es daher als erstrebenswert.

Während im Wikipedia-Artikel und unter dem Stichwort Selbstdisziplin auf der Persönlichkeitsentwicklungsseite zeitzuleben im Wesentlichen nur auf Motivation verwiesen wird, gibt es für Pavlina viel mehr dazu zu sagen. Für ihn gibt es fünf Säulen der Selbstdisziplin :

  • Akzeptanz
  • Willenskraft
  • Schwerstarbeit
  • Fleiß
  • Ausdauer

Akzeptanz bezieht sich auf das Setzen des Ziels, für dessen Erreichen Selbstdisziplin eingesetzt werden soll. Man müsse die Realität, d.h. die Grenzen der eigenen Möglichkeiten akzeptieren. Wenn ich völlig untrainiert bin, wird es mir auch mit der besten Selbstdisziplin der Welt gelingen, schon morgen einen Marathon in Weltbestzeit zu laufen. Realistisch wäre eher die Vollendung eines Marathons nach einem einjährigem Training.

Für die Entwicklung von Selbstdisziplin solle man – analog zum Sportraining – sein Ziel nahe an die Grenze des Machbaren setzen – so könne man Erfolg erleben, gleichzeitig Leistung fordern und – wie im Gewichtstraining – seine Selbstdisziplin stärken.

Willenskraft ist für mich der eigentliche Kern der Selbstdisziplin – sie ist es, die uns den „inneren Schweinehund“ besiegen und an dem gesetzen Ziel arbeiten läßt. Pavlina meint allerdings, dass Willenskraft nicht über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden kann. Daher rät er dazu, ein Problem nicht direkt mit der Willenskraft anzugehen, sondern die Umwelt mit Hilfe der Energie aus der Willenskraft so zu verändern, dass Umsetzung der Problemlösung soweit vereinfacht wird, dass sie auch ohne permanente Willenskraft umsetzbar ist. Als Beispiel nennt Pavlina eine Diät: statt ständig mittels Willenskraft ungesundem Essen zu widerstehen, solle man die Willenskraft dazu benutzen, das Umfeld zu verändern: genügend gesunde Lebensmittel einkaufen, Essen vorkochen (um es bei Appetit schnell zuzubereiten zu können und nicht Fast Food zu verfallen), sich bei Weight Watchers anzumelden und die Diät-Unterlagen abzuholen etc. Diese Vorbereitung soll es dann im Alltag erleichtern, sich gesund zu ernähren.

Ich finde diese Beobachtung bemerkenswert. Ob man allerdings immer herausfindet, wie man das Umfeld in seinem Sinne verändern kann, sei dahingestellt.

Pavlina schlägt einen 3-Punkte-Plan zur Einsetzung der Willenskraft vor:

  1. Ziel bestimmen
  2. Angriffsplan ausarbeiten
  3. Zuschlagen

Während die Punkte 1 und 2 ruhig etwas längern dauern können, muss Punkt 3, der die eigentliche Willenskraft benötigt,
zügig erfolgen, sonst ist die Willenskraft erschöpft, bevor der Angriffsplan „abgearbeitet“ ist.

Schwerstarbeit. Pavlina definiert Schwerstarbeit (hard work) als etwas, das Dich herausfordert. Hier bezieht er sich darauf, dass der schwere Weg dem leichten vorzuziehen ist, denn da der leichte Weg bereits von vielen beschritten wurde bzw. wird, ist auf dem schweren eher ein Blumentopf zu gewinnen. Das gilt nicht nur für die Arbeit / das Kommerzielle: Pavlina bemerkt, dass
eine glückliche Beziehung haben Schwerstarbeit ist, ebenso Kinder großziehen, Ziele setzen, Pläne machen und verfolgen, gesund leben etc. All das ist Schwerstarbeit. Sie zahle sich aus: je tiefer man graben kann, desto mehr kann man – potentiell – finden, meint Pavlina.

Fleiß bezieht Pavlina auf die tägliche Arbeit oder allgemeiner der sich wiederholenden Arbeit vom Abwaschen bis zur Steuererklärung. Diese Arbeiten konzentriert und zügig durchzuführen bringe mehr Zeit für die wesentlichen Dinge des Lebens.

Ausdauer meint Durchhalten, solange dies sinnvoll ist – auch wenn die Motivation schwankt. Ausdauer erbringe Resultate und Resultate Motivation, was wiederum die Ausdauer fördere. Eine positive Feedbackschleife also. Wann ist es aber sinnvoll, aufzuhören statt durchzuhalten? Wenn das Ziel nicht mehr „stimmt“, für das man Selbstdisziplin und Ausdauer einsetzt. Wenn man sich neue Ziele setzt, muß man oft wohl oder übel alte Ziele aufgeben, weil sie nicht mehr aktuell sind und nicht mehr zur Lebensvision passen.

Zusammenfassend meine ich, dass Willenskraft und Ausdauer Selbstdisziplin im engeren Sinne umschreiben. Nimmt man das „Ziele setzen“ ebenfalls zur Selbstdisziplin (wie etwa im Buch „Selbstdisziplin“ von Marc Stollreiter und Johannes Völgyfy), dann gehört auch Akzeptanz dazu – obwohl ich das eher unter dem allgemeinen Begriff „Selbstmanagement“ fassen würde. Schwerstarbeit und Fleiß sind für mich Anwendungsgebiete von Selbstdisziplin.

Bei blueprints.de gibt es einen Artikel über Selbstdisziplin mit durchaus nützlichen kleinen Tipps: Ziele setzen und konsequent verfolgen, Fakten schaffen („ins kalte Wasser springen – da muss man schwimmen“), Planen und Belohnen.

Das war’s dann auch schon im deutschsprachigen Web zum Thema Selbstdisziplin. Ansonsten finde ich nur „man braucht für XYZ Selbstdisziplin“, „mir mangelt es an Selbstdisziplin“ etc.

Und Bücher? Hm. Mal schauen: „Simplify your life“ von W. Küstenmacher hat keinen Eintrag „Selbstdisziplin“ im Index. Das Bumerang Prinzip“ vom Zeitmanamgenent-Papst Seifert hat auch keinen Eintrag – schreibt dafür über Faulheit. Aha, vor lauter Selbstdisziplin also nicht vergessen, die Seele auch mal baumeln zu lassen! 🙂