Ich bin bei Ryan Holiday über Alive Time vs Dead Time gestoßen, ein Konzept von Autor Robert Green. Es läuft am Ende auf „Carpe Diem – nutze den Tag“ hinaus, gibt aber bessere Handlungsanweisungen.

Alive Time ist Zeit, in der wir aktiv sind, in der wir die Kontrolle haben und Dinge gestalten. Zeit mit der Familie verbringen, etwas lernen, Sport machen, kreativ sein etc.

Dead Time ist Zeit, in der wir passiv sind, warten oder die Dinge passieren lassen. TikTok gucken, in der Warteschlange stehen, eine langweiligen Job machen.

Zeit ist unsere wichtigste persönliche Resource, wir können keine hinzugewinnen. Wir können nur Prioritäten setzen, wie wir sie verbringen. Dabei können wir auch vermeintliche „Dead Time“ in „Alive Time“ umwandeln, indem wir z.B. beim Warten ein gutes Buch lesen oder einen informativen Podcast hören.

Ryan Holiday ermutigt uns dazu, jeden Moment als ‚Alive Time‘ zu betrachten – präsent zu sein und das Beste aus dem zu machen, was vor uns liegt.

Wie können wir das tun?

Hier sind ein paar Tipps:

  • Setzen Sie sich Ziele und Prioritäten. Wenn Sie wissen, was Sie erreichen wollen, ist es leichter, Ihre Zeit sinnvoll zu nutzen.
  • Planen Sie Ihren Tag. Wenn Sie wissen, was Sie tun müssen, sind Sie weniger wahrscheinlich, Zeit zu verschwenden.
  • Seien Sie achtsam. Achten Sie darauf, was Sie in der Gegenwart tun. Wenn Sie sich auf den Moment konzentrieren, werden Sie ihn mehr genießen.
  • Vermeiden Sie Ablenkungen. Wenn Sie sich auf eine Aufgabe konzentrieren wollen, schalten Sie Ihr Handy aus und schließen Sie andere Ablenkungen aus.

Fazit

Alive Time ist die Zeit, in der wir unser Leben wirklich leben. Wenn wir unsere Zeit bewusst und sinnvoll nutzen, können wir mehr aus dem Leben herausholen.

Auf „becoming mininalist“ schreibt Eric Ungs in einem Gastbeitrag über einen Weg, ein Leben „in Hülle und Fülle“ zu führen durch ein „einfaches Ich“: Umarme den Alltag

[…] ich entdeckte, wo das Leben wirklich gelebt wird – im Alltäglichen. Das Leben wird gelebt in dieses Dazwischen-Momenten, an denen wir oft vorbei eilen. In den Autofahrten zum Kindergarten, in den Kassenschlangen im Supermarkt, beim Vorlesen der Gute-Nacht-Geschichte oder beim gemeinschaftlichen Abräumen des Abendbrottisches.
Es sind alle die Dinge, die Teil unserer Tage sind, über die wir meist hinwegsehen. Aber das sind die einfachen Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben. Das sind die Erfahrungen, die unsere Geschichte schreiben und unserem Leben eine Form geben. Es sind diese einfachen Dinge, die wichtig sind und zu den Dingen werden, die wir am meisten schätzen.

Und auf diese Dinge im Alltag zu achten, sie schätzen zu lernen, macht unser Leben reicher. Wenn wir die alltäglichen Dinge ausblenden, blenden wir auch einen großen Teil von uns aus.

Dies bringt mich zu David Foster Wallace Rede vor Uni-Absolventen, unter dem Titel „Das hier ist Wasser“ veröffentlicht, in der es ihm um den Umgang mit diesem „banalen […] Kleinkram“ geht. Wir können uns entscheiden, wie wir damit umgehen. Autopilot oder Gehirn einschalten?

[…] es [ist] Ihr Entscheidung, wie Sie die Dinge sehen wollen. […] Es wird Ihre bewusste Entscheidung, was Sinn hat und was nicht.

Wir können über den Alltag hinweg gehen oder ihn wahrnehmen und ihn „umarmen“.

Im New Yorker berichtet Maria Konnikova darüber, dass Übung nicht den Meister macht.

Anders Ericsson und Neil Charness hatten Anfang der 90er ein Forschungsbericht veröffentlicht, in dem sie argumentierten, dass Training und sog. „deliberate practice“ den Leistungsunterschied von Athleten erklären können. Dies wird heute oft so zusammengefasst: es braucht ca. 10.000 Stunden zielgerichtetes Training, um auf einem bestimmten Gebiet Experte zu werden.

Verschiedene Studien und Meta-Analysen ergeben, dass Training maximal zu einem Viertel zum Erfolg beiträgt. Wieviel genau, hängt auch vom Gebiet ab. Viel wichtiger sind Talent (also ererbte Fähigkeiten) und die stimulierende Umgebung.

Nein, Geld macht nicht glücklich.

Weil wir uns immer mit anderen vergleichen. Wenn wir mehr „verdienen“, vergleichen wir uns auch mit Menschen der neuen Einkommensstufe. Dabei schwindet der Glückszuwachs schwindet. Das ist wie mit Drogen – die Dosis muss der Konsument mit der Zeit erhöhen.

Zwei Dinge zählt Mark Benecke im Radio-Eins-Podcast auf, die angeblich glücklich machen

  • „rumhängen“ (Muße tun)
  • soziale Kontakte.

Wobei – eine Tätigkeit, die mir Spaß macht, trägt auch zu meinem Glück bei.

Ich bin an unerwarteter Stelle auf einen Achtsamkeitsgedanken: in einem kleinen Büchlein namens „Ihr persönlicher Elchtest – Damit Sie im Alltag nichts aus der Kurve wirft“ von Martin Bensdorf. Die Anweisung zu Test Nr. 7 besagt:

Versuchen Sie einmal in diesem Moment, gestern zu lachen und morgen zu weinen.

Das geht natürlich nicht. Wir können uns an unser Gefühl von gestern erinnern und uns das von morgen vorstellen. Aber das ist nicht das selbe wie das eigentliche Gefühl. Wie der Autor richtig bemerkt, schwirren unsere Gedanken umher zwischen Gestern und Morgen, Vergangenheit und Zukunft, während die Gefühle immer nur im Augenblick real sind. Und so erreichen uns unsere Gefühle oft nicht, weil wir gerade „in Gedanken“ sind. Durch Achtsamkeit – das „Konzentrieren“ auf das Hier und Jetzt – können wir unsere Gefühle leichter erkennen.

Achtsamkeit, also die Zen-buddhistische Praxis, den Augenblick / das Jetzt im Bewußtsein zu fokussieren, ist momentan ein Thema im Netz (Wikipedia über Achtsamkeit).

Ob Zufall oder nicht, das Thema greifen gleichzeitig die deutschprachige Site zeitzuleben.de und die amerikanische GTD-Site 43folders.com auf – sich voll auf die momentane Tätigkeit zu konzentrieren, statt gedanklich abzuschweifen:

Wenn ich abwasche, soll ich mich völlig auf das Abwaschen konzentrieren, und nicht in Gedanken schon beim Tee danach sein. Anders ausgedrückt habe ich es auch schon gehört: Auf der Arbeit denken wir an den Feierabend, am Feierabend an das Wochenende und nachts an die Arbeit – kein Wunder, wenn es zu Schlafstörungen kommt.

Sehr interessante Ausführungen, auch in den Kommentaren. Auf der amerikanischen Seite finden sich auch viele Buchtipps. Mal sehen, ob es für einige davon auch deutsche Übersetzungen gibt.

Ich lese gerade „Achtung – fertig – 30“. Dort gibt es eine Liste von 20 Eigenschaften erfolgreicher Menschen („erfolgsintelligente“ Menschen). Diese Menschen können (Zitat):

  • sich selbst motivieren
  • ihre Impulse kontrollieren
  • durchhalten
  • das Beste aus ihren Fähigkeiten machen
  • Gedanken in die Tat umsetzen
  • auf Ergebnisse hinarbeiten
  • ihre Aufgabe zu Ende bringen
  • Initiative ergreifen
  • Niederlagen einstecken
  • ihre Projekte auch umsetzen, anstatt sie aufzuschieben
  • Kritik annehmen
  • unabhängig (von anderen) sein
  • persönliche Schwierigkeiten überwinden (z.B. Schüchternheit)
  • sich auf ihre Ziele konzentrieren
  • das richtige Maß an Belastung zwischen Unterforderung und Überforderung herausfinden
  • auf Belohnung warten
  • sich auf das Gesamtziel ihres Schaffens konzentrieren, ohne sich dabei zu verzetteln
  • an ihre Fähigkeit, Ziele zu erreichen, glauben
  • analytisch, kreativ und praktisch denken

Und? Welche dieser Eigenschaften ist bei Ihnen gut ausgeprägt? An welchen könnten Sie arbeiten?

If you already use (10+2)*5 , the Task Destruct-o-matic offers an easy way to visualize your productive working time. If you do not use it, you might want to give it a try.

Dave Seah published a form called The Task Destruct-o-matic that visualizes the time you spent on an certain task – not as a low-level time tracking form but to visually give you feedback: you are productive, you actually did something – even if you haven’t finished the task yet.

For each task there is a sequence of bubbles, each representing an arbitrary time unit. You basically fill in a bubble whenever you make significant progress during that arbitrary time unit.

This is where the (10+2)*5 system comes into play. (10+2)*5 is the idea that in order to avoid too much procrastination you force yourself to work on a task for 10 minutes and are allowed to procrastinate for 2 minutes. When you did this 5 times in a row, an hour of productive work has passed. There is a Konfabulator widget that countdowns 10 minutes and then 2 minutes – it’s easy to implement that system. (Update: Konfabulator / Yahoo widgets was terminated on April 2012.)

Now if you use 10 minutes as the “arbitrary time unit” in Task Destruct-o-matic, then you can work with the (10+2)*5 system and easily visualize your productive working time.