Die drei K’s sind:
- Klassifizieren
- Kombinieren
- Konservieren
für die Details lest selbst…
Da eure Familie weiß, dass ihr "Genealogie betreibt", habt ihr die Familienforschung eurer Großmutter, eures Großonkels oder vielleicht eines entfernten Verwandten bekommen - und jetzt fragt ihr euch, was ihr damit machen sollt?
Die drei K’s sind:
für die Details lest selbst…
Porta fontium, das „Bayerisch-tschechisches Netzwerk digitaler Geschichtsquellen“, veröffentlicht nicht nur Matrikel (Kirchenbücher) sondern auch andere Archivalien. Unter anderem auch Chroniken. Für das Dorf Neudorf bei Petschau in Böhmen ist eine Gemeindechronik veröffentlicht, geschrieben zwischen 1884 und 1938.
Für meine Forschung ist besonders die Reihenfolge der Besitzer der einzelnen Höfe und Häuser interessant. Es gibt aber auch allgemeinere Schilderungen einzelner Aspekte des Lebens in einem westböhmischen Dorf.
Hier ein Inhaltsverzeichnis:
Die Schrift ist nicht leicht zu entziffern. Ich hoffe jedoch, dass dieses Inhaltverzeichnis dem/der einen oder anderen hilft, die Chronik zu erschließen.
Nach dem Upgrade der PHP-Version läuft die hier installierte PHPGedView Version meines Online-Stammbaums nicht mehr korrekt. Ich hatte schon seit einiger Zeit mit dem Umstieg auf webtrees geliebäugelt, weil es im Gegensatz zu PHPGedView aktiv weiterentwickelt wird. Hier ist also die webtrees-Variante meines Online-Stammbaumes. Die Installation und die Übernahme der Daten aus PHPGedView war problemlos.
Die Integration von Google-Maps ist ganz nett, auch wenn ich noch nicht verstehe, wann Orte auf der Karte dargestellt werden, z. B. für Johann Dobrynski, der in die USA ausgewandert ist. Hier wird die Position des westpreußischen Taufortes angegeben (Google kennt also den „alten“ deutschen Namen), aber die US-amerikanischen Orte werden nicht angezeigt.
Ein Privatsphären-Merkmal hat mich zunächst stutzig gemacht. Beispielsweise sieht man bei meinem Großvater Ernst Karl Pischel als anonymer Besucher nicht, ob und mit wem er verheiratet war (z.B. rechte Seitenleiste), auch die „eigene Familie“ (also die mit seiner Frau) wird nicht angezeigt. Dies liegt daran, dass es in der Familie lebende Kinder gibt, schreiben die Entwickler. Sie begründen dieses Verhalten damit, dass bei der einfachen „Verdeckung“ noch lebender Person (z.B. Anzeige als „vertrauliche Person“ o.ä.) doch Rückschlüsse gezogen werden können, z.B. zum Geburtsort, zur Legimität etc. Auch auf Fotos könnten lebende Person abgebildet werden. Das ist konsequent, macht die Präsentation für den Besucher jedoch auch nicht nachvollziehbarer.
Wie ich berichtet habe, fand ich letztes Jahr den Eintrag meines Großvaters in der Verlustliste der k-und-k Armee (1. Weltkrieg). In einem Update berichtete ich außerdem, dass ich einen Datenbankeintrag auf der Internetseite des Zentralen Militärarchivs [in tsch. „Vojenský ústřední archiv“] fand.
Dort habe ich nach Näherem gefragt. Hier berichte ich von den Ergebnissen der Nachfrage.
Zunächst zu der Datenbank, die auch im Internet einsehbar ist. Es handelt sich hierbei um die „Legionärsdatenbank“, wobei es sich hier um die Tschechischslowakische Legion handelt, die im und nach dem 1. Weltkrieg in Russland und Frankreich aktiv war. Der Mitarbeiter des Archiv schrieb mir, dass mein Opa Mitglied der Legion war, jedoch nicht als Soldat sondern als Arbeiter. Dazu packte er noch einige Unterlagen meines Großvaters. Es ergibt sich folgendes Bild.
Da die Truppen der tschechoslowakischen Legion nicht über Westen auf tschechischen Boden zurückkehren konnte, zogen sie nach Osten, um über Wladiwostok nach Europa einzuschiffen. So kamen sie in die Region Wladiwostok. Mein Großvater war dort im Lager Krasnaja Rjetschka. Er erfuhr, dass seine Heimat Bilin nun zur Tschechoslowakischen Republik gehörte. Er erklärte im 23. Februar 1920, dass er dieser als Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten angehören wolle.
Dies wurde ihm quasi vor Ort gewährt. Aus dem Dokument erfährt man auch das Datum der Gefangennahme: 4.3.1915. Da er nun tschechoslowakischer Bürger war, kam er anscheinend nicht umhin (oder tat es aus freien Stücken), dem Arbeitsverband Legion beizutreten. Das währte jedoch nicht lange, denn am 23. Juni 1920 bat er um seine Entlassung, da er beabsichtigte, mit Hilfe des Deutschen Reiches nach Deutschland zurückzukehren.
Das tat er dann auch. Handschriftlich ist vermerkt, dass es sich um das Schiff Hudson Maru handelt, einem ehemaligen japanischem Frachter. Die Hudson Maru fuhr vom 29.6.1920 bis 6.9.1920 ehemalige Kriegsgefangene von Wladiwostok nach Hamburg. Laut Wiener Zeitung waren 434 Österreicher an Bord. Es gibt sogar ein Bild von der Überfahrt, angeblich vom 22.7.1920. (Wer weiss, vielleicht steht mein Opa dort an der Reeling…)
Es gibt sogar ein Tagebuch von jemanden, der auf der Überfahrt dabei war. Leider ist es in einer Kurzschrift verfasst, die ich nicht interpretieren kann. Aber immerhin hat derjenige die geografischen Koordinaten festgehalten, so könnte ich bei Gelegenheit mal die Route
nachvollziehen (s.o. ab Bild 42).
Es ist sehr schön, diese Dokumente über meinen Großvater zu erhalten. Auch mein Vater hat sich sehr gefreut. Man muss sich nur vorstellen, dass mein Opa fünf Jahre seines jungen Lebens in Kriegsgefangenschaft in Sibirien verbracht hat.
(Quellen: obiges Bild siehe Link, CC-by SA 3.0)
Mein Vater erzählt:
Mein Vater war im 1. Weltkrieg in der k. und k. Armee. 1916 hatte er genug von den sinnlosen Gefechten und lies sich in Galizien von der Front überrollen. Großvater geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Er gelangte immer weiter nach Osten, berichtete, wie beeindruckt er von der Weite des Landes war, von den Flüssen Lena und Ob. Er gelangte bis nach Wladiwostok und kehrte von dort per Schiff 1921 nach Hause zurück.
Mein Großvater Ernst Karl PISCHEL stammte aus Bilin in Böhmen, Österreich-Ungarn. Ein wenig Stöbern im entsprechenden Unterforum auf Ahenforschung.net brachte mich auf die Webseite eines digitalen Archivs in Prag. Wenn man dort nach „Verlustliste“ sucht, findet man tatsächlich Verlustlisten der k-und-k-Armee. Dort habe ich meinen Opa tatsächlich in der Verlustliste ausgegeben am 27.6.1916 gefunden. Sein Eintrag lautet:
Pischel, Ernst Karl, Gefr., IR. 92, 15. Komp., Böhmen, Dux, Bilin, 1892; kriegsgef., Rasdolnoje, Gebiet Primorsk, Russland
Dies bedeutet, dass er Gefreiter im „böhmischen“ Infanterie-Regiment Nr. 92, 15. Kompanie war, aus Bilin stammte, 1892 geboren wurde, in Kriegsgefangenschaft geraten war und im Kriegsgefangenen-Lager Rasdolnoje im Gebiet Primorsk, Russland, interniert war.
Weitere Recherchen ergeben, dass Rasdolnoje heutzutage als Rasdol’noye geschrieben wird und etwas nördlich von Wladiwostok liegt. Außerdem gibt es eine Dissertation Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten Weltkrieg von Georg Wurzer (Universität Tübingen, 2000), welches das Leben der Kriegsgefangenen beleuchtet und das Gefangenenlager Rosdol’noye erwähnt. Ausserdem wird es erwähnt in Kriegsgefangen: Objekte aus der Sammlungdes Archivs und Museums der Kriegsgefangenschaft, Berlin, und des Verbandes der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands e.V., Bonn-Bad Godesberg, im Deutschen Historischen Museum vom Deutschen Historischen Museum, 1990, welches via Google Books noch in Antiquariaten zu erwerben oder per Bibliotheks-Fernausleihe zu bestellen ist.
Das genaue Datum und der Ort der Gefangennahme ist den Angaben leider nicht zu entnehmen. Auf mein Forumsbeitrag antwortet ein Teilnehmer mit einem Beispiel, in dem der Betreffenden am 25.02.1915 in Gefangenschaft geriet, seine Mutter am 27.06.1915 davon erfuhr, es aber erst in der Verlustliste vom 09.10.1916 aufgeführt war, d.h. über eineinhalb Jahre später! So bleibt das ungefähre Datum „1916“ basierend auf die Erinnerungen meines Vaters an die Erzählungen seines Vaters. Der Ort „Galizien“ scheint auch nicht sehr hilfreich: In der Wikipedia steht unter „Galizien“, dass Galizien 1914 von Russland erobert wurde. Auf der Wikipedia-Seite des IR 92 wird für 1915 die Schlacht von Gorlice-Tarnów referenziert, in der Lemberg, die Haupstadt Galiziens zurückerobert wurde. Vielleicht war es nach dieser Schlacht in einer Zeit ohne größere Stellungsänderungen, in der mein Großvater in Gefangenschaft geriet.
Update: Die Suche nach Verweisen auf die o.g. Dissertation brachte mich eine Wiki-Seite über österreichisches Militär des Vereins „Familia Austria“ und von dort auf das Zentrale Archiv der Militärkommission des Verteidigungsministeriums (Tschechien) und dort fand ich tatsächlich etwas über meinen Großvater, insbesondere den Tag der Gefangennahme (4.3.1915) und (vermutlich) der Rückkehr (3.4.1920). Unglaublich. Aber: ich muss erstmal die genaue Quelle herausfinden.
Ich habe die Seite zu meiner privaten Ahnenforschung wieder online geschaltet.
Primärquelle dafür ist der sog. Ahnenpass meiner Mutter sowie ähnliche Infos zu der Mutter meines Vaters. Der Rassenwahn der Nationalsozialisten hat mir hier sozusagen den Einstieg erleichtert. Ich kann meine Ahnenlinie bis in die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückfolgen.
Die meisten Ahnen mütterlicherseits kommen aus Halle/Saale und Umgebung. Die mütterliche Linie meines Vaters stammt aus dem sog. Sudentenland, heute Tschechien. Nur meinen Familiennamen kann ich am wenigsten zurückfolgen – da reicht es nur bis zu meinem frühverstorbenen Großvater.
Nächste Anlaufstelle ist wohl Family Search – die Mormonen haben viele Kirchenbücher auf Mikrofilm, die man in sog. „Family History Center“ einsehen kann.
Interessant ist auch die Verteilung der Familiennamen in Deutschland. Mannchmal kann man da schon erkennen, woher die Ahnen stammen. Geogen zeigt die Verteilung (Tipp: „relative Darstellung“ wählen) und steht für „geographische Genealogie“ oder ortsbezogene Ahnenforschung.