Die PuppenspielerDie Puppenspieler von Tanja Kinkel

Meine Bewertung: 3 von 5 Sternen

Das Buch handelt von Hexenprozessen, der Unternehmerfamilie Fugger und dem Italien der Renaissance am Ende des 15. Jahrhunderts. Der Hexenprozess zu Beginn und die ersten Jahre in Augsburg bei der Familie der Fugger sind interessant zu lesen. In der Mitte des Buches fehlt die Spannung, die Hauptperson ist in „seinem Element“ und es ist nicht klar, wie es weiter geht. Doch zum Ende hin nimmt das Buch wieder Fahrt auf, als es um die Intrigen in Rom nach der Wahl von Papst Alexander VI. geht.

Links:

Im Buch „angepasst & ausgebrannt“ von Thomas Leif (Thomas Leif, „Angepasst und ausgebrannt“, München 2010) berichtet die Journalistin Tina Groll von ihrem „Selbstversuch“, der Bremer CDU beizutreten (Veröffentlichung auf sueddeutsche.de). Dabei trifft sie auf Malte Engelmann, den damaligen stellvertretenden Vorsitzenden der Jungen Union und kommt mit ihn in engeren Kontakt.

Die Karriereplanung des Jungpolitikers ist langfristig:

Mit knapp 18 in die Partei, jetzt ist er 29 – mehr als elf Jahre Politausbildung liegen hinter ihm. Elf Jahre sind eine lange Zeit – und bis er auch als Abgeordneter in die Bremische Bürgerschaft einziehen kann, können noch ein paar mehr Jahre vergehen.

Immerhin stellvertretender Vorsitzender der JU, aber schon mehr als 10 Jahre in der Politik und immer noch kein Abgeordneter. Wenn ich z.B. die etwa gleichaltrige Jana Schimke von der Brandenburger CDU ansehe: 2003 in die CDU eingetreten, seit 2013 Bundestagsabgeordnete.

Aber irgendwas muss schon rausspringen, wenn man soviel Zeit investiert:

Malte hat zudem viele Schulungen bei der Konrad-Adenauer-Stiftung gemacht, das sei nun mal wichtig für eine politische Laufbahn. Und irgendwann wolle man etwas davon haben. „Es kommt einfach der Punkt, an dem man sich fragt: Warum tue ich das? Ich glaube, so viel Idealismus hat niemand, sich all das abzuverlangen und dann nicht mehr zu wollen.“

Noch während Grolls „Selbstversuchs“ rückt er auf zum Vorsitzenden der Jungen Union in Bremen.

Was ist heute aus Malte Engelmanns Karriere geworden? Sitzt er inzwischen in der Bremer Bürgerschaft?

Nein. Ein satirisch gemeinter Blog-Post mit Nazi-Bezug reichte, um die Karriere zu beenden.

Was ist passiert? Die CDU-Bremen veranstaltete 2011 ein Iftar-Mahl (Fastenbrechen) mit Muslimen. Es gab Kritik seitens CDU-Mitgliedern. Die taz fasst zusammen:

Engelmann fand [die Kritik] vollkommen daneben. Und schrieb in seinem Blog – eine Glosse. „Jetzt sagt die Tante Siegrid: Heiko [Strohmann, Fraktionsvize], das hat 3.000 € gekostet, das geht so nicht“, heißt es darin, „nicht für den Islam“. Nicht allein etwas plumpe Ironie-Marker wie die Benennung „Tante Siegrid“ machen den satirischen Charakter des Textes nahezu penetrant. Aber offenkundig ist der Verfasser an genau diesem Bemühen um Deutlichkeit gescheitert – beim Titel. Der lautet „Deutsche kauft nicht beim Juden!!! Äh, ich mein: Heiko!!! Koch nicht für den Muselmann!!!“ Als Transformation des historischen antisemitischen Hetzappells war der ironische Aufruf an den Parteifreund also deutlich kenntlich gemacht.

Doch Malte Engelmann wurde von der Presse zum Vorwurf gemacht, Nazi-Parolen zu verbreiten, die Ironie komplett ignorierend. Die CDU reagiert „entsetzt“, er trat zurück.

Ein einzelner, missverständlicher Blog-Post reicht also und die Karriere ist dahin. Hier noch ein Interview mit dem Zurückgetretenen. Trotz allem will er in der CDU bleiben.

Nachdem ich das Buch über die römische Armee gelesen hatte, hatte ich ein gewisses Interesse an römischer Geschichte entwickelt. Zufällig fiel mir Joachim Fernaus „Caesar lässt grüßen“ in die Hände.

Auf gut 380 Seiten erzählt Joachim Fernau die Geschichte des Römischen Reiches. Nicht trocken, ein Ereignis nach dem anderen, sondern kurzweilig, weil er die handelnden Personen und die Ereignisse einordnet und kommentiert. Er bezeichnet sich selbst als Konservativen und man merkt schnell, dass er die Plebs (dem Volk) misstrauisch gegenüber steht. Auch schießt er hier und da gegen die Bewertung in „heutigen Lehrbüchern“ und von „heutigen Professoren“. Aber als Leser muss man ja seine Einschätzungen und Kommentare nicht teilen. Das Buch ist übrigens von 1971, also zu Zeiten der 1968er geschrieben.
Beispiel A nach der Zerstörung Roms durch die Gallier um Fürst Brennus ca. 387 v. Chr.:

Dass sie dies nicht taten, sondern Rom an der alten Stelle wieder aufbauten, war eine Sternstunde des Abendlandes. Wie alle Sternstunden war sie im Kalender nicht rot angestrichen. Die Römer fluchten lediglich und sahen sie nicht anders an als wir da Jahr 1945. (Sie besaßen einen Vorteil: sie hatten keine Befreier.) […]

Den Klammersatz hätte er sich sparen können. Aber er war ja auch Kriegsberichterstatter bei der SS gewesen und höchst umstritten (siehe Edit-War auf Wikipedia).
Beispiel B um den Konflikt zwischen Patriziern und Plebejern wenig später:
Also, wer waren sie? Unterdrückte, doch wohl?
Natürlich nicht. Auch die Weltbeglücker unter unseren Studenten-Randalierern sind nicht Unterdrückte, sie sind alle Söhne mit gesichertem freien Leben. Die „Unterdrückten“ sind nur ihr Sprungbrett. […] Und was sie fordern, ist nie etwas, womit die „Unterdrückten“ etwas anfangen können, sondern immer nur sie selbst. Wir kennen es alle: man fordert für die Arbeiter einen Vorstandssessel und setzt sich selbst drauf.

So politisch kann Geschichte sein, zumindest bei Fernau. Ich runzle die Stirn und lese weiter. Dafür bezeichnet er sich im entsprechenden Kapitel als „Spartakist“, weil Spartakus Gleichheit für alle gewollt habe.

Die politischen/weltanschaulichen Spitzen kann man überlesen, das Ende des römischen Reiches kann man leider nicht lesen. Rom geht unter, weil die Gesellschaft dekadent wird:
Rom ging sang- und klanglos unter. Es wurde nicht wie Hellas besiegt , zerfetzt, verschlungen; es verunglückte nicht in der Kurve, es prallte mit niemand zusammen, es stürzte nicht ab und bekam keinen Herzschlag.
Es verfaulte.
Man hätte es retten können. Aber man gab ihm Opium, statt es zu schneiden.
Hören Sie, was die Ruinen, was die Säulenstümpfe auf dem Forum romanum rufen?
Schönen Gruß an die Enkel.
Ach so war das? Die Goten kamen und die Römer waren zu Hause, Orgien feiern, statt sich zu wehren? Ich habe den Eindruck, der Autor hat hier ein paar Fakten dem Schluss geopfert, der in sein konservativ-reaktionistisches Weltbild passte. Wirklich schade. Ein paar Worte zum Zusammenbruch des Reiches hätte ich gern gelesen, auch zur Erhebung des Christentums zur Staatsreligion sowie der Spaltung in West- und Oströmisches Reich.
Römisches Reich um 117 n. Chr. (Quelle: Wikimedia Commons)
Aber als kurzweilige Information über die Geschichte des römisches Reiches – und mit einer gehörigen Portion Skepsis – durchaus brauchbar.

Hier habe ich zusammengefasst, was ich aus dem Buch „Die Römische Armee“ von Yann Le Bohec gelernt habe.

Die römische Armee (der Kaiserzeit, also 1. bis 3. Jahrhundert) war aufgeteilt in Legionen (Infanterie, Kavallerie, Artillerie), Hilfstruppen (Kohorten(Infanterie) und Alen(Kavallerie)) und der Marine. Die Legionen waren aufgeteilt in Zenturien (Infanterie) bzw. Dekurien (Kavallerie), wobei eine Zenturie ca. 80 Mann umfasste.

Römische Legionäre (nachgestellt)
Römische Legionäre (nachgestellt), Quelle: MatthiasKabel, Roman soldier 70 aC, CC BY-SA 3.0

Disziplin (lat. Disciplina) war sehr wichtig, ebenso regelmäßiges Training (Exerzieren). Nicht nur im Kampf musste jeder wissen, was zu tun ist. So wurde beim Marsch jeden Abend ein temporäres Lager errichtet, dass konnte nur funktionieren, wenn ein reibungsloser Ablauf einstudiert war. Es gab viele Spezialisten. Die Rekrutierung erfolgte nach Qualität, nicht nach Quantität. Es wurden im ganzen Reich insgesamt ca. 10.000 Mann pro Jahr für die Legionen rekrutiert. Die Gesamtstärke der römischen Armee stieg von ca. 160.000 Mann 37 v.Chr. bis ca. 400.000 Mann im 3. Jahrhundert an.

Die Armee war vor allem in einer Zone der Außengrenze, dem „limes“, stationiert. Sie verteidigte mehr als dass sie angriff. Diese Zone wurde z.T. mit Wällen und Lagern befestigt. In Rom war ebenfalls eine Legion (die Prätorianer) stationiert.

Freie Männer kamen zu den Hilfstruppen, römische Bürger zu den Legionen. Sklaven durften keine Soldaten werden. Je geringer der Rang, desto länger mussten die Männer dienen, bis zu 25 Jahren. Offiziere waren meist Adlige. Die erste Funktion der Soldaten war die Sicherung der Außengrenzen, die zweite die Wahrnehmung von Polizeifunktionen.

Durch den regelmäßigen Sold besaßen die Soldaten einen gewissen Wohlstand und kurbelten das Wirtschaftsleben der Region an, in der sie stationiert waren. Rund um die Lager entstanden Siedlungen. Die Soldaten sorgten auch für die Romanisierung der Gebiete, in denen sie lebten, sowie der Verbreitung des Bürgerrechts, welches bei der Entlassung aus dem Dienst den Hilfstruppen verliehen wurde.

Diese Merkmale galten vor allem für das 1. und 2. Jahrhundert. Im 3. Jahrhundert, das Römische Reich wurde aus dem Iran und Germanien bedroht, wandelten sich die Zustände: die Armee zog sich von den Grenzen ins Hinterland zurück, die Qualität bei der Rekrutierung wurde durch Quantität ersetzt und die Offiziere kamen aus niederen Schichten.

 

„Der dritte Zwilling“ ähnelt strukturell der Kriminalroman „Der Meister“ von Tess Gerritsen: eine junge, energische Protagonistin versucht innerhalb weniger Tage einem Verbrechen bzw. Rätsel aufzuklären, während sie selbst bedroht wird.

Die Protagonistin heißt Jeannie Ferrami und betreibt Zwillingsforschung um insbesondere herauszufinden, inwieweit kriminelles Verhalten vererbt oder erworben wird. Dafür sucht sie Zwillinge, die getrennt voneinander aufgewachsen sind. Sie trifft dabei auf einen jungen Mann Steve, dessen Bruder ein inhaftierter Vergewaltiger ist. Ausgerechnet Steve soll Jeannies Freundin vergewaltigt haben. Bei dem Versuch, seine Unschuld zu beweisen, geraten die beiden in ein dunkles Firmengeheimnis des Hauptsponsors der Uni, in das auch Jeannis Vorgesetzer eingeweiht ist. Dieser versucht mitsamt seiner Mitwisser die „Ermittlungen“ zu be- und verhindern.

Wie Jane in „Der Meister“ ist auch Jeanni energisch und unerschrocken, gibt 110%.

Das Buch ist spannend und dicht geschrieben. „Feinsinnigkeit müssen Sie woanders suchen, aber für Unterhaltung ist sicherlich gesorgt.“ schreibt die Amazon-Redaktion und dem kann ich nur zustimmen.

Douglas Couplands „Mikroslaven“ (im Original Microserfs) ist im Jahr 1993 angesiedelt. Es geht es um eine Gruppe von Microsoft-Mitarbeitern, die das Unternehmen verlassen, um im angesagten Silikon Valley ein Start-Up zu gründen.

Während die Gruppe Tag und Nacht neue Software programmiert, wird philosophiert und die Männer und Frauen fragen sich, wie man ein richtiges Leben bekommt. Ganz normale Geeks also. Für mich auch nicht sooo spannend.

Coupland erwähnt Ereignisse und Erzeugnisse aus der Zeit. Bei einigen hätte ich gedacht, dass sie später geschehen bzw. entstanden sind, z.B.

  • Biosphäre 2 (erster Versuch 1991-1993)
  • Apples PowerBook (gab es seit 1991)

 

In „Der Meister“ von Tess Gerritsen untersucht die Bostoner Kriminalbeamtin Jane Rizzoli eine Mordserie. Das Buch ist der 2. Teil einer Serie um Rizzoli und die Gerichtsmedizinering Dr. Isles.

Crime Scene

Es geht um

  • „perverse Mordarrangements“ (Klappentext),
  • die Ähnlichkeit der Fälle mit denen von vor einem Jahr, als sie fast selbst ein Mord-Opfer wurde
  • den Zwang, es allen zu beweisen („Du musst immer 100% geben“ heißt es im Text, ich würde sagen, sie gibt immer 110%)
  • einen etwas mysteriösen FBI-Agenten

Der Plot wird schnell entwickelt, so entschlossen wie Jane es wohl selbst ist. Das hält die Spannung und ich habe das Buch ziemlich schnell durchgelesen. Nur das Ende war dann etwas … kurz.