1 Jahr Corona Pandemie, die Impfkampagne läuft eher schleppend. Müdigkeit kommt auf gegenüber den Beschränkungen. Derweil läuft die 3. Welle an, die bundesweite Inzidenz liegt bei knapp 100.

Schulunterricht überwiegend als Distanzunterricht durchzuführen (mit allen Folgen für die Kinder und die Familien); Geschäfte, Restaurants, Clubs etc. über ein Jahr lang mehr oder weniger geschlossen zu halten (und damit einhergehend das fehlende Einkommen der Betroffenen) sind der Preis für die Bekämpfung der Pandemie.

Ich frage mich:

  • was ist das Ziel der Bekämpfung?
    1. die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern (ausgelastete Intensivstationen)
    2. eine gewisse Anzahl von Todesfällen nicht zu überschreiten (auch wenn das Gesundheitssystem nicht überlastet ist)
    3. eine gewisse Anzahl von Erkrankungen nicht zu überschreiten (unabhängig von der Sterberate)
    4. eine gewisse Anzahl von Infektionen nicht zu überschreiten (Inzidenzwert)
  • wie geeignet ist der Inzidenzwert als alleiniger Indikator bei fortschreitender Immunisierung durch Impfungen?
    • der Inzidenzwert misst die Zahl der festgestellten Infektionen pro 100.000 Einwohner
    • das ist abhängig von der Zahl der durchgeführten Tests. Nachtests bei positiven Schnelltests erhöhen den Wert zusätzlich. Warum standardisiert man den Wert nicht zusätzlich auf eine feste Zahl von Tests? Denn von ihm hängen offensichtlich wichtige Einschränkungen oder Lockerungen ab.
    • wenn geimpfte Menschen covid-positiv sein können, aber asymptomatisch sind (das ist ja das Ziel der Impfstoffe – schwere Krankheitsverläufe verhindern) – inwieweit eignet sich der Wert noch als Ziel für Lockerungen von Einschränkungen? Im Extrem kann ich mehr eine Inzidenz von 200 vorstellen bei wenigen schweren Verläufen.
  • ab welchem Anteil von Impfungen können Lockerungen in Betracht gezogen werden?
    • wenn ältere Menschen und Risikogruppen geimpft sind, überwiegen dann die o.g. Nachteile der Einschränkungen und diese sollten gelockert werden?
    • eine Experte meinte mal was von „ab 25%“
    • eine mathematische Modellierung vom Januar 2021 ist da eher pessimistisch, auch wenn die genauen Eigenschaften des Schutzes der Impfstoffe noch nicht genau bekannt waren/sind („die Aufhebung von Beschränkungen nach dem kompletten Impfen wird [von Januar 2021 bis Januar 2024] voraussichtlich zu 21400 Tote führen bei einer Impfung, die 85% der Infektionen verhindert“ [für Großbritannien]). Diese Modell müsste man periodisch mit den aktuellen Daten füttern. 21000 Tote in drei Jahren klingt mir übrigens wie eine Grippewelle, bei denen es bisher keine Einschränkungen gab.
    • neue Mutationen (z.B. P.1), gegen die die Impfstoffe möglicherweise nicht schützen, können die Lage jederzeit ändern.

In Brandenburg ist seit Anfang der Woche an weiterführenden Schulen der Wechselunterricht eingeführt worden. Die Kinder können 1x die Woche getestet werden (Schnelltests), aber noch sind keine Tests da. Ursprünglich sollten sich die Schülerinnen und Schüler selbst bzw. gegenseitig testen, mittlerweile soll wohl der Test mit nach Hause gegeben werden, damit die Eltern ihn durchführen. Finde ich auch sinnvoller.

Update: mittlerweile rollt die 3. Welle, die Inzidenz liegt bei 135. Die vereinbarte „Notbremse“ wird von verschiedenen Bundesländern nicht gezogen. (Merkel schimpft darüber bei Anne Will) In Berlin etwa braucht man FFP2 Masken im Geschäften und ÖPNV, einen negativen Test für Shopping, Büros dürfen nur zu 50% belegt werden etc. Brandenburg berät noch.